Die Zukunft ist eine nachhaltige Wirtschaft
Nachhaltig bauen muss nicht teurer sein und der europäische Green Deal wird massive Auswirkungen auf unsere Wirtschaft haben – das lehrte der spannende Stammtisch Nachhaltige Zukunftsregion Steyr bei EXMANCO Steyr im Wirtschaftspark Stadtgut Steyr am 28. Februar, veranstaltet von der Zukunftsregion Steyr in Zusammenarbeit mit POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN, der Raiffeisenbank Steyr und EXMANCO Steyr.
v.l.n.r.: Roland Zacha (EXMANCO), Daniela Zeiner (Zukunftsregion Steyr I TIC), Helmut Kaiser (Raiffeisenbank Steyr), Andreas Prehal (POOP*PREHAL ARCHITEKTEN)
52 Teilnehmer:innen fanden sich beim Stammtisch ein, um mehr über zukunftsfitte Gewerbegebäude zu erfahren. Andreas Prehal, Geschäftsführer von POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN, schildert detailreich das ZERO EMISSON Gebäude Metro ZERO 1 in St. Pölten, welches 2017 fertiggestellt wurde. Dieses Vorzeigeprojekt veranschaulicht, dass nachhaltiges Bauen nicht teurer sein muss als eine herkömmliche Bauweise. „Wir sind sogar 5 Prozent unter den Kosten eines konventionellen Metro Marktes geblieben“, sagt Prehal stolz. „Ein Grund dafür ist, dass wir auf eine Heizungsanlage verzichten konnten, da wir die Abwärme der Kühlgeräte nutzen und die Kühlung der Verkaufsflächen mittels free cooling, also nächtlichen Lüftens, erfolgt. ‘Tech2Shell‘ nennen wir dieses Prinzip – durch die perfektionierte Gebäudehülle sparen wir massiv an Haustechnik ein“, erklärt Prehal. Dach, Wandelemente, die Fassade von Metro Zero 1 – alles ist aus Holz. Durch die Nutzung von 2250 m³ Konstruktionsholz anstatt von Stahlbeton für Träger und Stützen konnten 780.000 kg CO2 eingespart werden. „Und bei diesem Wert ist noch nicht eingerechnet, dass 1m³ Holz selber auch 1 Tonne CO2 bindet“, ergänzt Prehal.
Vorzeigebeispiel EXMANCO Steyr im STADTGUT
Nicht minder spannend ist das zukunftsfitte Gewerbegebäude EXMANCO Steyr im Stadtgut Zone D, das ebenso auf Holz setzt. „Bei EXMANCO Steyr haben wir nach dem Grundsatz ‚‘Reduce2max‘ auf mehrschichtigen Bodenaufbau und Innenverkleidungen verzichtet. Denn am nachhaltigsten ist es, nicht unbedingt notwendige Baumaterialien einfach wegzulassen“, so Prehal. Heizung und Kühlung befinden sich deshalb auf der Decke. Die unverkleideten OSB-Platten zieren die Innenwände und verleihen den Räumen einen eigenen Charme. Im mittleren Gebäudeteil, in dem die Verkaufsflächen untergebracht sind, kamen lichtdurchlässige Außenwandelemente zum Einsatz, um das Tageslicht zu nutzen. EXMANCO-Geschäftsführer Roland Zacha ist zufrieden: „Es war eine gute Entscheidung, nachhaltig zu bauen. Das Holz schafft ein sehr angenehmes Raumklima und einen Wohlfühlfaktor, den auch die Kunden wahrnehmen. Mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach sind wir beim Jahresstromverbrauch nahezu bilanziell autark. Das bringt uns wirtschaftlich gesehen auch einen Vorteil.“
Ist nachhaltiges Wirtschaften eine Liebhaberei?
Helmut Kaiser, Leiter des Firmenkundenteams der Raiffeisenbank Steyr, erläutert in seinem Vortrag die Auswirkungen des European Green Deals auf unsere Wirtschaft. Die Ziele betreffen nicht nur das Klima, sondern auch soziale und gesellschaftliche Aspekte. Mit diesem Green Deal hat Europa beschlossen, etwas gegen den Klimawandel zu tun und modern, ressourceneffizient sowie wettbewerbsfähig zu sein. Im Zuge dessen müssen große Unternehmen ab 2024 unterschiedliche Kriterien erfüllen und nachhaltiger werden. Eine Ausweitung auf kleinere Betriebe ist erst ab 2027 geplant, dennoch ist hier auf Weitsicht zu achten. Kaiser empfiehlt, sich frühzeitig auf das Thema Nachhaltigkeit vorzubereiten: „Zulieferer größerer Betriebe, die bereits ab 2024 verpflichtet sind, nachhaltig zu produzieren, werden auch von ihren Lieferanten Nachweise fordern. Somit könnte man Gefahr laufen, nicht mehr an diese Unternehmen liefern zu können!“ Nachhaltigkeit beim Bauen, in der Fertigung und Produktion, in den Betriebskosten ist keine Liebhaberei, sondern wird mit dem Green Deal für alle Unternehmen eine Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Im Anschluss an die Vorträge gab es Hausführungen mit Einblick in die verschiedenen Bereiche des extravaganten Gewerbegebäudes in der Form eines E. Ebenso wurde bei einem köstlichen Buffet und Getränken wieder die Zeit zum Austausch und Netzwerken genutzt.